Brief der Natur an das Christkind
Da die Natur keine eigene Stimme hat, wollen wir deren Wünsche an das Christkind herantragen.
Liebes Christkind,
es sind wahrlich keine leichten Zeiten für mich und das gewiss nicht wegen Corona. Die Pandemie hat mir in mancher Hinsicht sogar etwas Luft verschafft - bessere Luft während des Lockdowns, als die Autos in der Garage und die Flugzeuge am Boden blieben.
Mein Problem ist die Maßlosigkeit der Menschen, die mich oft nur als Mittel zum Geldverdienen sehen und sich hemmungslos an meinen Schätzen bedienen. Bei manchen Zeitgenossen scheint die Profitgier keine Grenzen zu kennen. Sie schrecken nicht einmal davor zurück, ihr eigenes, begrenztes Land an zahlungskräftige Investoren zu verscherbeln und meine schönsten Flecken mit Hotels und Chaletdörfern zu verunzieren.
Was nicht verkauft wird, wird versiegelt, mit Asphalt und Beton. Tag für Tag werden mir und meinen Geschöpfen Flächen im Ausmaß von 20 Fußballfeldern allein in Österreich entzogen. Besonders traurig bin ich, wenn sie auch noch meine letzten Reste alpiner Ursprünglichkeit und Wildnis mit Liften und Seilbahnen überziehen. Nicht einmal vor meinen Gletschern machen sie Halt, die ohnehin schon unter dem Klimawandel zu leiden haben. Auch die Landwirtschaft, die früher mein Verbündeter war, hat sich gegen mich gewandt. Überdüngung, Pestizide und Monokultur führen dazu, dass immer mehr meiner Pflanzen für immer vom Planeten verschwinden. Auch meine Tiere leiden unter dem Verlust ihres Lebensraumes, Massenhaltung und oft fürchterlichen Transportbedingungen.
Glücklicherweise gibt es Hoffnung. Immer mehr Bürger:innen wehren sich gegen meine Zerstörung. Zuletzt haben mehr als 160.000 Menschen eine Petition gegen die Gletscherzerstörung unterschrieben. Vielleicht kannst du, liebes Christkind, den Menschen eine klare Botschaft schicken, damit sie verstehen, dass sie ohne mich nicht überleben werden. Es muss ja nicht gleich eine Pandemie sein.
Deine Natur