Gletscherprojekte: (Zweites) Hainburg in den Tiroler Alpen ist nicht ausgeschlossen
Die Entscheidung über einen möglichen Gletscherverbau im Kaunertal und Pitztal rückt näher. Zunächst gilt es in einem UVP-Feststellungsverfahren zu klären, ob die Projekte UVP-pflichtig sind oder nicht. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Gutachten, aber auch von objektiven Kriterien ab.
Für das Kaunertalprojekt scheint bereits eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Die UVP-Pflicht kann aus unserer Sicht nur das Ende des Projekts bedeuten, da wesentliche Bereiche wie Naturschutz und Schutz des Landschaftsbildes unerfüllbar sind. Das Projekt würde bisher völlig unberührte Gletscherflächen betreffen, die in Pisten umgewandelt werden müssten. Welche Eingriffe dafür notwendig sind, hat man bei den Vorbereitungen für das Weltcup-Opening in Sölden gesehen. Neben dem regelmäßigen Verfüllen der Gletscherspalten mithilfe von großen Schaufelbaggern, ist aufgrund des Gletscherrückganges auch eine permanente Bearbeitung der freigelegten Gletschervorfelder erforderlich. In Sölden kamen dabei bis zu 30 Bagger gleichzeitig zum Einsatz. Das zerkleinerte Gestein wird dann auf den Untergrund aufgebracht. Wenn in nur 2-3 Jahrzehnten die Gletscher in den Ostalpen verschwunden sind, werden dann breite Schotterpisten die Hochgebirgslandschaft zieren, die weder Touristen noch Einheimische sehen wollen. Dazu kommt noch der enorme Sicherheitsaufwand wegen des schwindenden Permafrostes. Stahlnetze, die die Felshänge sichern, sollen das Bröckeln der Berge aufhalten. Ein Lokalaugenschein ist schon jetzt an der vor zwei Jahren fertiggestellten Piste am Weißseejoch im Kaunertal möglich.
Ähnliches trifft auch auf das Pitztal zu. Hier sollen drei Gletscher im Bereich des Linken Fernerkogeljochs für Skiabfahrten verbaut werden. Damit verbunden sind massive Geländekorrekturen, die Sprengungen und den Einsatz von schwerem Gerät erforderlich machen. Das alles in Sichtweite des Fernwanderweges E5, der über die Braunschweiger Hütte führt, ein Bärendienst für den Sommertourismus im Tal. Die Bergstation der Fernerkogelbahn würde nur 100m Luftlinie vom Söldener Gletscherskigebiet entfernt liegen. Eine "Gletscherehe" durch die Hintertür wäre vorprogrammiert.
Die Bürgerinitiative Feldring setzt sich schon seit Jahren gegen diese anachronistischen Projekte ein, die mit einem hohen Maß an irreversibler Naturzerstörung verbunden wären. Wir haben nicht fast fünf Jahre lang für den Gletscherschutz gekämpft, um jetzt klein beizugeben. Unsere Petition gegen die beantragten Gletscherprojekte, konnte in nur drei Tagen mehr als 10.000 Unterschriften sammeln.
Im Jänner werden wir eine europaweite Kampagne für den Schutz der Alpen und gegen deren Übernutzung und Übererschließung starten. Damit erreichen wir auch jene Menschen, die als Touristen unser Land besuchen und dessen wunderbare Natur zu schätzen wissen. Auch die alpinen Vereine ÖAV und DAV sowie der WWF stehen neben zahlreichen anderen NGOs und Bürgerinitiativen hinter unseren Aktivitäten.
Sollte auch nur eines der Projekte genehmigt werden, werden wir vor aktivem Widerstand nicht zurückschrecken. Unter unseren zahlreichen Unterstützer:innen gibt es viele junge Menschen, die bereit wären, sich den Baumaschinen entgegenzustellen. Der Geist von Hainburg könnte also in Tirol wieder auferstehen. Bekanntlich wurde in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch die Besetzung der Hainburger Au eine naturbelassene Flusslandschaft an der Donau vor der Verbauung durch ein Flusskraftwerk gerettet und ist seit 1996 Teil des Nationalparks Donau-Auen.